Bericht von Andreas Seeholzer, Bote der Urschweiz
220 Jahre nach Suworow kamen sie wieder: Der einstigen Armee mit 20’000 Mann haben 46 Russen einen langen Marsch gewidmet.
Sie hatten bereits ein Jahr lang trainiert, die Männer des Vereins «Interregional Public Fund Derzhava». Sie stammen aus Moskau, St. Petersburg und Littauen. Unter dem Befehl von Unteroffizier Piotr planten sie, auf den Pfaden von General Suworow den Gotthard zu überqueren. Alles in original Uniform von 1799, mit Sack, Pack und Waffe.
Ein sehr ambitioniertes Unternehmen, wie sich herausstellte. Zwar hatten die Mannen aus Russland ihre Kleidung geschneidert und die Körper gestählt. Dass aber in Friedenszeiten nicht so einfach einmarschiert werden kann wie vor 220 Jahren, war den Soldaten aus Russland zu wenig bewusst. In der Not wandten sie sich Anfang Juni an den Feind: Die Franzosen sollten es richten.
«Wir sind im Juni von den Russen angefragt worden, ob wir ihr Projekt unterstützen könnten», sagt Christian. Christian ist Mitglied des Vereins «das dritte Schweizer Regiment 1805/die dritte Helvetische Halbbrigade 1798». Über das Internet wurden die Franzosen eingezogen, «wir sind gut vernetzt, man kennt sich», sagt Christian. So kamen 25 Reenactors aus der Schweiz und weiteren benachbarten Ländern aus verschiedenen Vereinen und Verbänden zusammen, alle unter dem Befehl von Capitaine Henri. Zugelassen waren Uniformen aus den Jahren 1799 bis 1802.
Christian hat sich aber nicht nur um den Aufmarsch der Franzosen gekümmert, den Russen hat er den Weg ins Muotatal ebenfalls geebnet. «Die Zeitspanne seit Juni, als wir vom Vorhaben der Russen erfahren haben, bis heute war sehr kurz – es war eine Hauruckübung.» So musste für die Russen auf ihrem Weg über die Alpen jeweils ein Lager gefunden werden.
Die Urner Polizei hat die Reise der Russen über fünf Kantone hinweg koordiniert. Denn das Wandern mit Säbel, Bajonett und Waffe ist in der Schweiz nicht ohne Weiteres möglich. «Zum Glück hat alles geklappt», sagt Christian und freut sich, dass bei der Suworowbrücke am Samstag «ein Scharmüt zel» stattfinden konnte.
«Im Selgis sind wir auf sehr grosses Verständnis gestossen», sagt Christian und windet den Schwyzern ein Kränzchen. Der Gedenkanlass bei der Suworowbrücke mit Salutschüssen hatte zwar keine eigentliche Bewilligung – war aber mit der Schwyzer Polizei abgesprochen und «wurde geduldet», so Christian. «Wir haben einen Gedenkanlass, Salutschüsse mit Schwarzpulver und militärische Manöver ganz nach dem Reglement von damals durchgeführt.»
Während sich die Franzosen anschliessend wieder verzogen, sammelten sich die Russen nochmals im Selgis. Sie machten sich dann auf den Weg über den Pragelpass ins Glarnerland, um schliesslich weiter über den Panixerpass ins Bündnerland und in die Heimat zurückzukehren.
Den beiden Vertretern der Grayghosts hat die Zeitreise ebenfalls viel Spass gemacht! Es ist halt was anderes mit Steinschloss Gewehren zu hantieren und die Befehle in Französisch zu erhalten…